Mira Jacob: Die Aufforderung des Schlafwandlers zum Tanz

Jacob_SchlafwandlerEine indisch-amerikanische Familiengeschichte, die es in sich hat…
Aminas Eltern sind in den 1970er Jahren aus Indien fortgegangen, weil ihr Vater eine gut dotierte Stelle an einem amerikanischen Krankenhaus bekam. Er sah für sich und seine Kinder im eigenen Land keine Zukunft – was seiner Mutter beinahe das Herz brach. Daher enden auch die kurzen Besuche bei der indischen Verwandschaft meist katastrophal.

Doch auch Amina hat es später nicht einfach mit ihren Eltern. Als junge Frau ist sie von New Mexiko nach Seattle geflohen. Als ihr Vater schwer erkrankt, kehrt sie in ihr Elternhaus zurück und wird erneut mit der traurigen Geschichte ihrer Familie konfrontiert.

Ein paar Probleme weniger hätten es auch getan. Das Buch ist recht unterhaltsam und flüssig zu lesen, aber ragt meiner Meinung nach nicht aus der Masse der Auswanderer-Familiengeschichten heraus.

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Miranda Beverly-Whittemore: Bittersweet

Beverly_BittersweetPsychothriller? Spannende Liebesgeschichte? Ich weiß nicht so recht, wie ich den Roman einordnen soll…

Es beginnt als College-Freundschaftsgeschichte: Die unscheinbare Mabel freundet sich mit ihrer reichen und schönen Zimmergenossin Ev Winslow an und erhält in den Ferien eine Einladung auf den luxuriösen Landsitz der Familie in Vermont.

Dort besitzen die Winslows praktisch ein ganzes Feriendorf mit eigenem Strand und Häusern für alle Familienmitglieder. Mabel, die aus ärmlichen Verhältnissen stammt, ist fasziniert von der Lebensweise der Superreichen. Doch manches irritiert sie auch. Warum werden im Cottage ihrer Freundin Ev Riegel angebracht? Warum schickt sie Evs Tante auf einen verstaubten Dachboden, um alte Dokumente zu untersuchen? Mabel dringt immer weiter in die dunklen Geheimnisse der Winslows ein und gerät in Gefahr. Einzig Evs Bruder scheint ihr zu helfen – aber kann sie ihm trauen?

Ein echter „Pageturner“, wie es neuerdings heißt, also schnelles Lesefutter für Strand oder Balkon. (Für die Bewertung fehlt eigentlich eine Stufe zwischen „Durchaus lesenswert“ und „So lala“.)

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Emily Barr: Deine letzte Spur

Barr_SpurDer langweiligste Psychothriller, den ich je gelesen habe! (Nicht, dass ich oft Psychothriller lese…)

Die Mittdreißigerin Lara mag ihren Ehemann und ihr Zuhause in Cornwall nicht mehr. Sie nimmt einen Job in London an und fährt nur am Wochenende nach Hause. In der ersten Hälfte des Buches geht es nur um Laras Probleme: Die ungewollte Kinderlosigkeit, der nervige Ehemann, die Einsamkeit in Cornwall, ihre zickige Schwester, schwierige Eltern. Außerdem wird angedeutet, dass Lara in jungen Jahren in Asien in ein Verbrechen verwickelt war.

Nach gefühlten sechshundert Seiten geschieht dann doch etwas. Lara hat eine Affäre mit Guy begonnen, der ebenfalls jede Woche mit dem Freitagnachtzug fährt. Er wird ermordet und Lara verschwindet spurlos…

Perspektivwechsel: Jetzt wird aus der Sicht von Laras Freundin Iris weiter erzählt.
Die macht sich auf die Suche nach der Vermissten. Außerdem glaubt sie nicht, dass die Vermutung der Polizei stimmt, dass Lara Guy getötet hat und will die Unschuld der Freundin beweisen. Die Suche führt sie bis nach Thailand…

An dieser Stelle konnte ich mich dann nicht mehr weiter quälen und habe auf den letzten Seiten nachgeschaut, wer der Mörder von Guy ist. Ehrlich, was für ein Stuss!

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Sandrone Dazieri: In der Finsternis

Dazieri_FinsternisDie Hauptfiguren muten interessant an: Dante Torre wurde als Kind gekidnappt und bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr von einem grausamen Entführer gefangen gehalten und misshandelt. Daher hat er gelernt, Menschen zu „lesen“, ihre Gedanken und Stimmungen von kleinsten Gesten und Äußerlichkeiten abzuleiten.

Colomba Caselli ist eine Polizistin, die knapp ein Sprengstoff-Attentat überlebt hat. Sie fühlt sich schuldig an diesem Verbrechen, weil sie den Täter nicht aufhalten konnte.

Beide werden auf den Fall eines verschwundenen Jungen angesetzt. Für Dante sind die Spuren offensichtlich: Sein damaliger Entführer hat wieder zugeschlagen. Allerdings glaubt ihm niemand bei der Polizei, denn der Täter gilt als tot. Nach und nach kommen Colomba und Dante einer ungeheuren Verschwörung auf die Spur…

Realismus ist für mich auch bei Kriminalromanen nicht unbedingt ausschlaggebend, wenn die Geschichte spannend und gut erzählt ist und die Figuren interessant sind. Hier hat mich die hanebüchene Verschwörung, die hinter den Entführungen steckt, allerdings so gar nicht überzeugt. Im Gegenteil: Die Auflösung des Falles fand ich eher ärgerlich.

Warum ausgerechnet dieses Buch bei Piper als Spitzentitel gehandelt wird, hat sich mir nicht erschlossen…

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Paul Theroux: Der Fremde im Palazzo d´Oro

Theroux_FremdeWäre ich boshaft, würde ich diesen Artikel so beginnen:
„Ein Buch für alle, die „Shades of Grey“ zu platt und zu billig finden, aber trotzdem nicht auf Sexszenen mit devoten Frauen verzichten wollen.“

Doch natürlich hat der Roman mehr zu bieten:
Der Ich-Erzähler besucht den Touristenort Taormina an der Ostküste Siziliens. Er erinnert sich an seine erste Italienreise im Jahr 1962, als der Ort noch mehr oder weniger ein Fischerdorf war. Damals ließ er sich treiben, wohnte in einer billigen Pension: Ein nicht eben wohlhabender junger Mann, der sich als Maler versucht. Eines Tages sieht er ein Paar beim Abendessen auf der Terrasse des Nobelhotels „Palazzo d´Oro“. Begehren flammt auf – so ein Leben möchte er auch führen! Und tatsächlich schafft er es, von der „Gräfin“ und ihrem Begleiter beachtet, ja sogar eingeladen zu werden. So beginnt eine bizarre Affäre mit der älteren, herrschsüchtigen, aber sexuell unterwürfigen Frau…

Die Rezensenten der Frankfurter Rundschau und der SZ sind begeistert. Meinen persönlichen Lesegeschmack hat es gar nicht getroffen, dennoch kann ich mir vorstellen, dass es ein Erfolg wird. Außerdem ist die Ausgabe hübsch gestaltet!

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Britta Bolt: Das Büro der einsamen Toten

Bolt_BueroDer erste Fall für Pieter Posthumus – ein Krimi für Amsterdam-Fans.

Der Held (und Ermittler) in diesem Buch ist ein städtischer Angestellter, der sich um Begräbnisse und Nachlässe jener einsamen Menschen kümmert, die keine Verwandten oder Freunde haben. Dabei stößt er auf einen Selbstmord und einen vermeintlichen Unfall, die einen seltsamen Zusammenhang aufweisen. Hartnäckig beginnt Posthumus zu forschen…

Das Buch ist nicht uninteressant, hat aber auch seine Längen. So wird zum Beispiel jeder Weg, den Posthumus zurücklegt, detailliert beschrieben. Falls man auf den Spuren der Romanfigur durch Amsterdam wandeln möchte, ist das hilfreich. Wenn man einfach einen Krimi lesen möchte, nervt es irgendwann.

Um es kurz zu machen: Das Buch war spannend genug, um bis zum Ende zu lesen, aber der zweite Fall für Pieter Posthumus wird sicher nicht auf meinem Nachttisch landen.

 

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Antoine Laurain: Liebe mit zwei Unbekannten

Laurain_LiebeEine süße Liebesgeschichte für alle, die gern Anna Gavalda oder David Foenkinos lesen. Oder Nicolas Barreau. Naja, diese putzigen Franzosen halt.

Die Hauptfigur, Laurent (ein Buchhändler – das gibt schon mal Pluspunkte!), findet eine gestohlene Damenhandtasche und ist von deren Inhalt fasziniert: Ein Roman, ein altmodischer Taschenspiegel, einige Fotos, ein Notizbuch mit den geheimsten Gedanken der Besitzerin.  Er will diese Frau unbedingt kennenlernen, doch leider befindet sich kein Hinweis auf den Namen oder die Adresse der Betreffenden in der Tasche.

Erst das signierte Buch von Patrick Modiano (!) bringt ihn schließlich auf die Spur der Unbekannten. Und auch seine Teenager-Tochter, die eigentlich bei seiner Ex-Frau lebt, mischt sich zu seinem Glück kräftig ein. Und jetzt raten Sie mal, wie das Buch ausgeht… 😉

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Robert Galbraith: The Silkworm

Galbraith_SilkwormJa, „Der Ruf des Kuckucks“ hat mir so gut gefallen, dass ich den zweiten Krimi um Cormoran Strike und seine Assistentin Robin Ellacot gleich im Anschluss gelesen habe.

Diesmal bekommen es die beiden mit einem verschwundenen Schriftsteller zu tun. Da Owen Quine jedoch öfter untertaucht, scheint niemand die Sorgen seiner Frau ernst zu nehmen. Schon bald stellt sich jedoch heraus, dass sich Quine mit seinem neuesten Manuskript jede Menge Feinde gemacht hat.

Neben dem klassischen Kriminalfall sorgt auch das Privatleben der Ermittler für jede Menge Spannung. Wie geht Strike mit der plötzlichen Hochzeitsankündigung seiner Ex-Freundin Charlotte um? Gelingt es Robin, ihren Verlobten und ihren Chef zu versöhnen?

Ich freue mich schon auf den nächsten Fall – hoffentlich schreibt Joanne Rowling schnell weiter!

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Robert Galbraith: Der Ruf des Kuckucks

Galbraith_RufWarum Joanne K. Rowling ihre Krimis unter diesem Pseudonym schreibt, kann ich mir nicht so ganz erklären. Von Anfang an war ja bekannt, wer sich hinter „Robert Galbraith“ verbirgt. Aber das nur am Rande…

Nachdem mir mehrere in ihrem Buchgeschmack vertrauenswürdige Personen versichert hatten, dass der Roman wirklich in Ordnung sei, habe ich ihn vor ein paar Tagen gekauft.
Und was soll ich sagen: Ein Wochenende reichte! Endlich wieder einmal ein Krimi, den ich nicht aus der Hand legen konnte!

Der erste Fall führt den leicht heruntergekommenen, aber sympathischen Detektiv Cormoran Strike in die Welt der Schönen und Reichen. Ein Topmodel ist aus dem Fenster gestürzt, für die Polizei sieht es nach Selbstmord aus. Doch der Bruder der Toten will das nicht glauben und engagiert den finanziell angeschlagenen Strike. Hartnäckig ermittelt der kriegsversehrte Afghanistan-Veteran, unterstützt von seiner Aushilfs-Sekretärin Robin, die er sich eigentlich gar nicht leisten kann. Bald wird ihm klar, dass sowohl in der Familie wie auch im Freundeskreis nicht alle der toten Lula Landry wohlgesonnen waren.

Ein klassischer „Whodunit“ in bester britischer Krimi-Tradition – schon bald wird der zweite Band auf meinem Nachttisch liegen!

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Ernest van der Kwast: Fünf Viertelstunden bis zum Meer

kwast_ViertelstundenEine bezaubernde kleine Erzählung über die große Liebe, das Finden von Heimat – und den Einzug des Bikinis in Italien…

Im heißen Sommer 1945, an einem Badestrand, sieht Ezio Giovanna zum ersten Mal.  Sie trägt einen zweiteiligen Badeanzug (er ist im Streit mit ihrer Schwester in der Mitte gerissen) und kann schwimmen wie ein Delfin. Ezio weiß sofort, dass sie die Frau seines Lebens ist. Doch so sehr er sich auch um sie bemüht: Giovanna lehnt zwei Heiratsanträge ab.

Zutiefst verzweifelt reist Ezio in den Norden. Dort führt er ein ruhiges, zurückgezogenes und genügsames Leben. Doch nach vielen Jahrzehnten erreicht ihn ein wunderbarer Brief…

Einfach entzückend! (Und werfen Sie auf jeden Fall einen Blick auf das Autoren-Portrait im Klappentext 😉 )

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