Martha Gellhorn: Reisen mit mir und einem Anderen

Gellhorn_reisenChina, Afrika, Russland: Martha Gellhorn hat den Großteil ihres Lebens mit Reisen verbracht.

In ihrem wunderbaren Buch, 2012 im Dörlemann Verlag neu aufgelegt, erzählt sie von „fünf Höllenfahrten“ – von denen keine jedoch so schrecklich war, dass sie sesshaft geworden wäre. Im Gegenteil, ihr Credo lautete: „Egal, wie grauenhaft die letzte Reise auch war, wir geben niemals die Hoffnung auf, dass es bei der nächsten klappt!“

So schleppt sie den schlechtgelaunten Hemingway (genannt „der UB“, Unfreiwilliger Begleiter) mit nach China, durchkämmt Afrika mit einem Fahrer, der sich nicht hinters Steuer traut und lässt sich vom Leben in der Sowjetunion beinahe zu Tode deprimieren…

Als Schriftstellerin muss sich Gellhorn nicht hinter ihrem Kurzzeit-Ehemann Ernest Hemingway verstecken! Sie erzählt temperamentvoll und selbstironisch, gerät niemals ins Schwafeln. Kurzweilige, aber keinesfalls oberflächliche Reiseliteratur.

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Ángeles Doñate: Der schönste Grund, Briefe zu schreiben

Donate_Briefe„Niemals wird eine Träne eine E-Mail verwischen“ steht im Klappentext – für mich der schönste Grund, mal wieder eine „Schnulze“ zu lesen…
Sollten Sie gerade mal in sentimentaler Stimmung sein (oder sich in eine solche versetzen wollen), dann ist dieses ausgesprochen herzige Buch genau das richtige!

Zum Inhalt: Sara, Briefträgerin in dem kleinen spanischen Dorf Porvenir und alleinerziehende Mutter, droht die Versetzung nach Madrid, da das kleine Postamt im Ort geschlossen werden soll. Ihre mütterliche Freundin Rosa, fast achtzig Jahre alt, kommt daher auf die Idee, einen Kettenbrief zu beginnen, und zwar mit einem Brief, der ihr schon seit Jahrzehnten auf der Seele brennt.
Bald schreiben die Einwohner Porvenirs anonym an Menschen, die sie manchmal gar nicht kennen – dabei gerät so mancher Brief als Lebensbeichte. Und auf Sara warten am Vorabend ihres 40. Geburtstags neununddreißig bezaubernde Liebesbriefe eines unbekannten Verehrers…

 

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Isabel Bogdan: Der Pfau

Bogdan_PfauEin durchgeknallter Pfau, eine eiskalte Bankerin (samt ihrer Untergebenen) und ein unvorhergesehener Wintereinbruch bereiten Lord und Lady McIntosh jede Menge Ungelegenheiten.

Schlimm genug, dass sie Cottages vermieten müssen, um den Familienbesitz über Wasser zu halten – wenn sich dann auch noch die Mieter als anstrengend erweisen und der Pfau auf teure Autos losgeht, kann das nur dramatische Folgen haben…

Eine sehr nette, sehr britische Komödie. Isabel Bogdan hat für die ersten Kapitel dieses Romans im Jahr 2011 den Hamburger Förderpreis für Literatur erhalten – der Rest liest sich auch kurzweilig!

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Die neueste Erkenntnis über mich selbst…

Schon mal einen dieser albernen facebook-Test gemacht? Ich wollte unbedingt wissen, ob ich denn auch wirklich in meinem Beruf richtig bin und habe 10 Fragen zum Thema „Für welchen Job wärst du eigentlich bestimmt?“ beantwortet.
Hier das Ergebnis (Zitat facebook):

Du wärst am besten

Schriftsteller!

Dein Talent, dir Geschichten auszudenken, ist unübertroffen. In deinem Kopf erwachen ganze Welten zum Leben, gefüttert von Fakten und bereichert von deiner Vorstellungskraft. Du bist ein Künstler voller Kreativität und Ausdrucksstärke. Mit ganzem Herzen arbeitest du daran, deine Ideen auszudrücken und wenn du unsere Welt mit deinen Worten führst, können wir uns glücklich schätzen.

Ähh… nein, wär ich nicht! Aber nah dran, hab auch mit Büchern zu tun.

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Paula McLain: Lady Africa

McLain_LadyPaula McLain stellt, wie schon in „Madame Hemingway“, eine Figur in den Mittelpunkt ihres Romans, die es wirklich gegeben hat.

Als Ich-Erzählerin lernen wir Beryl Markham kennen, Tochter eines britischen Lords, die in Kenia aufwächst. Ihre Mutter verlässt das Land nach einigen Jahren zusammen mit ihrem Sohn, Beryl bleibt beim Vater und verbringt viel Zeit mit ihren einheimischen Freunden.

Schon als junge Frau ist sie ehrgeizig: Sie lässt sich als Pferdetrainerin ausbilden, nimmt Flugstunden, will unabhängig bleiben. Doch sie zahlt dafür auch einen hohen Preis.

Keine große Literatur, aber flott und unterhaltsam geschrieben! Und es begegnen der Leserin etliche Figuren, die man aus „Jenseits von Afrika“ kennt, zum Beispiel Karen Blixen und Denys Finch Hatton.

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Saša Stanišić: Vor dem Fest

stanisic_FestIm letzten Jahr bekam Saša Stanišić für diesen Roman den Preis der Leipziger Buchmesse. Damals bin ich um das Buch herumgeschlichen und konnte mich nicht dazu entschließen, es zu lesen. Wie dumm!

„Weltliteratur aus der Uckermark“, so wird die FAZ im Klappentext zitiert. „Echt jetzt?!?“, fragt man sich da. Und wird nach spätestens fünfzig Seiten bestätigen: „Echt!“

Fürstenfelde in der Nacht vor dem traditionellen Annenfest: Im Dorf geschehen noch seltsamere Dinge als sonst. Und das, wo der Fährmann nicht mehr da ist… Ach, mit einer Inhaltsangabe kommen wir hier nicht weit. Lesen Sie es einfach!

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Emily St. John Mandel: Das Licht der letzten Tage

Mandel_LichtNormalerweise weiß man ja, um welche Art von Geschichte es sich handelt, wenn man ein Buch beginnt. Man liest den Klappentext oder eine Rezension. Oder läßt sich von der Buchhändlerin erzählen, worum es geht.

Bei diesem Buch, das mir als Leseexemplar vorlag, gab es keinen aussagekräftigen Klappentext. Und ich habe auch nicht in den üblichen Quellen nachgeschaut, um zu erfahren, worum es geht – ich habe einfach angefangen zu lesen. Das sollte man viel öfter tun, glaube ich: Sich unvoreingenommen und ohne Erwartungen in ein Buch stürzen.

Das Buch beginnt mit einer dramatischen Aufführung von „König Lear“ in einer Winternacht in Toronto, bei der ein Schauspieler auf der Bühne einen tödlichen Herzinfarkt erleidet. Noch ahnt niemand, dass sich das Schicksal der gesamten Menschheit in dieser Nacht ändern wird…

Ich möchte gar nicht mehr erzählen, denn ich glaube, das Buch wirkt am eindrucksvollsten, wenn man die Geschichte einfach auf sich zukommen lässt.
Trauen Sie sich!

 

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David Leavitt: Späte Einsichten

Leavitt_EinsichtenZwei Ehepaare treffen im Jahr 1940 in Lissabon aufeinander.
Pete und Julia Winters mussten Paris verlassen auf der Flucht vor den Deutschen – Julia ist Jüdin. Sie warten darauf, von einem amerikanischen Schiff außer Landes gebracht zu werden. Julia hasst den Gedanken an eine Heimkahr in die USA, sie wollte Europa nie wieder verlassen.

Als sie dem glamourösen Paar Iris und Edward Freleng begegnen, beginnt eine verstörende Affäre. Während die „alte Welt“ in Schutt und Asche gelegt wird, verlieren die vier Protagonisten nach und nach ihren Halt. Und Pete Winters muss erkennen, dass er seine Frau nie richtig kannte…

Eigentlich ein Buch, das mir gefallen müsste. Die Sprache ist angemessen und die Geschichte nicht uninteressant, aber die Figuren haben kein bisschen Anteilnahme in mir wecken können. Insgesamt wirkt der Roman irgendwie künstlich, unecht.

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Adam Soboczinski: Fabelhafte Eigenschaften

soboczynski_EigenschaftenKlasse! Ich habe mich sehr amüsiert!
Mit seinem elegant und ironisch erzählten Roman hat sich Adam Soboczynski in der Liste meiner LieblingsschriftstellerInnen ganz nach oben katapultiert!

Auf den ersten Blick beschreibt der Roman eine klassische Dreiecks-Geschichte: Frau verlässt Mann für einen anderen Mann. Ersterer kommt damit nicht gut klar.

Das finden Sie nicht besonders interessant? Lesen Sie das Buch dennoch! Soboczynskis Stil ist geradezu anbetungswürdig! Trockener Humor und eine ausgefeilte Sprache – für mich eine unwiderstehliche Mischung!

Ich hoffe, sein nächster Roman lässt nicht lange auf sich warten.

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Fuminori Nakamura: Der Dieb

Nakamura_DiebDer namenlose Ich-Erzähler ist ein Meisterdieb in den Straßen Tokios. Er bestiehlt nur reiche Menschen und lebt geradezu asketisch.

Sein wohlgeordnetes Leben gerät außer Kontrolle, als er einen jungen Schüler findet. Seine Zuneigung zu dem Jungen macht ihn erpressbar und lockt einen geradezu dämonischen Mafiaboss an, für den er einen gefährlichen Auftrag übernehmen muss, um das Leben seines Schülers zu retten.

(Achtung, Spoiler-Alarm:)
Eine schlichte, aber elegante Erzählung. Sehr japanisch – im Sinne von: Erwarten Sie kein Happy-End…

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