(Off-Topic) Mein Buchprojekt

Sollte ich jemals ein Buch herausgeben, würde es „Der eigenwillige Humor der NordWestBahn* – Erlebnisse einer Pendlerin“ heißen.

Als Kostprobe hier die Titelgeschichte:

Montagabend, 18.45 Uhr. Am Mittag, als ich zur Arbeit fuhr, war das Wetter noch leidlich schön. Jetzt regnet es. Ich habe keine Lust, die neun Kilometer nach Hause zu radeln. Ich bin bekennende Schönwetter-Fahrerin. Also: Ab zum Bahnhof Hervest. Wozu bezahle ich schließlich jeden Monat mein Ticket-Abo?

18.57 Uhr: Ankunft am Bahnhof. Zum Gleis führen zwei Treppen. Zwei ziemlich eindrucksvolle Treppen. „Barrierefreiheit“ ist ein Konzept, das Dorstener eher vom Hörensagen kennen.

18.59 Uhr: Ankunft am Gleis. Verdammt – das Fahrrad wirkt gar nicht so schwer und sperrig, wenn man draufsitzt. Musste mich aber nicht hetzten, der Zug fährt erst um 19.06 Uhr.

19.01 Uhr: Eine Durchsage. „Die NWB 75364 nach Borken hat voraussichtlich 15 Minuten Verspätung aufgrund einer Störung im Betriebsablauf.“ Die anderen Fahrgäste sind ähnlich begeistert wie ich.

19.03 Uhr: Erneute Durchsage der charmanten weiblichen Computerstimme. Die Bahn hat die Verspätung auf 25 Minuten heraufgesetzt. Habe allmählich Hunger und somit natürlich entsprechend schlechte Laune.  In etwas mehr als 25 Minuten könnte ich auch mit dem Rad zuhause sein. Ich wäre nass, bekäme aber immerhin zu essen. Wer weiß, wie lange die Verspätung wirklich dauert… Schleppe mein Fahrrad also wieder zwei Treppen runter.

19.20 Uhr: Bin in Deuten. An mir fährt der Bus vorbei, in den ich bequem hätte steigen können, wenn ich mein Rad einfach an der Buchhandlung hätte stehen lassen. Der Regen nimmt zu. Ich steuere den Bahnhof des Dörfchens an, vielleicht warte ich doch lieber auf die NordWestBahn.

19.24 Uhr: Am Bahnhof kann man sich wenigstens unterstellen. Die Informationstafel zeigt an, dass der Zug nach Borken 25 Minuten später abfährt. Also gegen 19.35 Uhr. Da warte ich doch gern die zehn Minuten!

19.35 Uhr: Kein Zug in Sicht. Keine neue Auskunft, auf der Tafel wird nur noch die Zeit angezeigt. Danke!! Eine Uhr habe ich selbst!!!

19.40 Uhr: Schwinge mich wieder aufs Rad. Wer weiß, ob der Zug überhaupt noch kommt. Die ganze Situation gleitet langsam ins Kafkaeske.

19.55 Uhr: Komme platschnass an. Enorm schlechte Laune, hätte eigentlich schon um viertel nach sieben zuhause sein sollen. Meine Regenjacke muss dringend mal wieder imprägniert werden, stelle ich fest.

Werde von meinem erstaunten Ehemann erwartet, der seit 19.15 Uhr zuhause ist. Er saß warm und trocken in der NWB 75364 nach Borken und hat nichts von einer Störung des Betriebsaublaufs mitbekommen. Ich habe das dringende Bedürfnis, körperliche Gewalt gegen die Verantwortlichen bei der NordWestBahn anzuwenden.

Spätabends liege ich im Bett und sinniere: Vielleicht wollte ja einfach nur ein gelangweilter Mitarbeiter die Fahrgäste mal richtig foppen? Oder es ist eine neue PR-Strategie: Man sagt eine deutliche Verspätung an – und dann freuen sich die Leute wie Bolle, wenn der Zug trotzdem pünktlich ist. Zumindest die, die am Bahnsteig ausharren.

* Diese Schreibweise ist nicht auf meinem Mist gewachsen, sondern offiziell, siehe www.nordwestbahn.de

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