Mary A. Shaffer: Deine Juliet (rororo)

Empfehlungen in der Buchhandlung verlaufen ja glücklicherweise in beide Richtungen – ich bekomme immer wieder grandiose Tipps von Kundinnen und Kunden. Oder ich entdecke bei den Bestellungen faszinierende Bücher, die ich mir auch sofort anschaffen muss. Wahrscheinlich hätte ich ohne den Rat von Frau F. niemals „Die Eleganz des Igels“ gelesen – denn meist mache ich einen Bogen um französische Autoren (bis auf Fred Vargas natürlich!) – und das hätte mich um ein besonderes Leseerlebnis gebracht…

Jetzt gerade habe ich ein Buch gelesen, das eine Kundin schon ganz häufig gekauft und verschenkt hat – und ich bin hingerissen!

Zum Inhalt: Allein schon die Form des Briefromans verdient allerhöchstes Lob! (Zwar funktioniert das Ganze auch mit E-Mails, wie Daniel Glattauer bewiesen hat, aber die Vorstellung, das Menschen (und seien es auch nur erfundene)  so wunderschöne lange und aussdrucksstarke kurze Briefe geschrieben haben, lässt einen in Zeiten der schnöden elektronischen Post wohlig erschauern… Ich schweife ab… Also nochmal: Zum Inhalt:

Juliet Ashton, eine kluge und schlagfertige Londoner Schriftstellerin, erhält im Januar 1946 einen Brief von der Insel Guernsey. Ein dort ansässiger Landwirt hat ein Buch gekauft, das früher ihr gehörte und in das sie ihren Namen und ihre Adresse eingetragen hatte. Er bittet sie um eine kleine Gefälligkeit (er braucht Namen und Anschrift einer Londoner Buchhandlung) und so ensteht ein reger Briefwechsel, durch den Juliet allerhand über das Leben auf Guernsey während der deutschen Besatzung erfährt. Dawsey Adams (so der Name des Inselbewohners) und seine Freunde gründeten in dieser schweren Zeit einen Literaturclub – den „Club der Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“. Bald schreiben nicht nur Dawsey, sondern alle Clubmitglieder an Juliet, und so ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie endlich auf die Insel fährt…

Schon auf Seite 20 hat M.A. Shaffer mein Herz gewonnen, weil sie ihre Hauptfigur Juliet, die zusammen mit ihrer Freundin Sophie in einer Buchhandlung gearbeitet hat, folgende Zeilen schreiben läßt:

„…Buchhändler sind wirklich ein eigener Menschenschlag. Niemand, der alle fünf Sinne beisammen hat, würde des Gehalts wegen in einer Buchhandlung arbeiten oder sich wünschen, eine zu besitzen – die Gewinnspanne ist zu gering. Es muss die Liebe zu den Lesern und zum Lesen sein, die sie dazu treibt – und die Möglichkeit, die neuen Bücher als Erste in die Hände zu bekommen.“ *

Ein schlichtweg bezauberndes Buch – man liest es oft mit einem Lächeln auf den Lippen, und manchmal auch mit einem feuchten Taschentuch in der Hand. Ich werde ausgesprochen gern dafür sorgen, dass möglichst viele Leserinnen dieses Buch unterm Tannenbaum vorfinden werden!

* (Hehehe – siehe Artikel vom 16. November)

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