Für „Die Sehnsucht der Atome“ bekam Reichlin 2009 den Deutschen Krimipreis. Auch wenn er sich anderen Genres zuwendet, bleiben seine Erzählungen spannend.
Luis, der Erzähler des Romans, ist das einzige Kind eines exzentrischen Elternpaars. Vater und Mutter erinnern an das Glamour-Paar Liz Taylor und Richard Burton, Alkoholkonsum und Auseinandersetzungen eingeschlossen. Luis wagt kaum, Schulfreunde einzuladen, weil er nie weiß, was ihn zuhause erwartet.
Als seine Mutter nach einem schweren Unfall ein Pflegefall wird, gerät die häusliche Situation völlig außer Kontrolle: Der Vater vernachlässigt seine Zahnarztpraxis und verwahrlost allmählich, die finanzielle Situation wird prekär. Luis versucht, sich ein eigenes Leben aufzubauen, aber die Prägung durch seine Familie lässt ihn nicht los…
Reichlin erzählt angenehm zurückhaltend von den Schwierigkeiten, eine unglückliche Kindheit hinter sich zu lassen. Beeindruckend und zuweilen erschütternd.