Tanguy Viel: Das Verschwinden des Jim Sullivan

Viel_VerschwindenDer Erzähler in Viels neuem Buch sinniert darüber, was er schreiben würde, um einen „großen amerikanischen Roman“ zu verfassen. Die Hauptfigur steht schon fest: Dwayne Koster ist ein Verlierer-Typ. Ein geschiedener Literaturprofessor, dem sein Leben entglitten ist und der sich von einem Verwandten in illegale Geschäfte verwickeln läßt.

Außerdem braucht der Roman einen typisch amerikanischen Schauplatz, in diesem Fall die einstige Automobil-Metropole Detroit. Und es müssen historische Bezüge hergestellt werden: Als die Schüsse auf Kennedy fallen, ertappt der junge Dwayne Koster seine Mutter mit einem fremden Mann im Bett. Auch der Vietnamkrieg und 9/11 werden in die Handlung mit einbezogen.

Ich finde die Idee überaus originell, obwohl ich zwischendurch das Gefühl hatte, der Ich-Erzähler (und vielleicht sogar der Autor) machen es sich etwas zu leicht mit der Häme in Bezug auf erfolgreiche amerikanische Romane. Da ich selbst eine Vorliebe habe für Literatur aus dem britischen und amerikanischen Raum, war ich manchmal ein bisschen pikiert. Man könnte Tanguy Viel möglicherweise einen gewissen Neid unterstellen…

Was mir auch den Lesespaß ein wenig verdorben hat, ist die fahrige Erzählweise. Sie ist wunderbar passend, da ja der Gedankenstrom des Erzählers wiedergegeben wird – aber mich hat sie zeitweise einfach nur genervt.

Fazit: Gutes Buch – aber nicht für mich. Die Franzosen und ich, wir kommen wohl nicht mehr zusammen 😉

(Es sei denn, Fred Vargas würde mal endlich mit einem neuen Roman zu Potte kommen!!)

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