John Williams: Butcher’s Crossing

Williams_CrossingDiesen Roman habe ich mir extra für den Urlaub aufgespart, um ihn in Ruhe genießen zu können!

Das Buch ist ganz anders als „Stoner“ – und ich finde es schwierig, darüber zu schreiben. Es taugt nicht als Abenteuerroman, obwohl die Handlung eine gewisse Dramatik beinhaltet: Vier Männer jagen in einem abgelegenen Tal Büffel und werden durch plötzlich einsetzenden Schneefall von ihrem Rückweg abgeschnitten. Sie müssen monatelang in der eisigen, feindlichen Wildnis ausharren.

Die Ereignisse werden in einer ruhigen, bedächtigen, ja fast trägen Art erzählt. Mit Erstaunen stellte ich irgendwann fest, dass ich das Buch schon zu drei Vierteln gelesen hatte, ohne dass besonders viel Spannendes passiert war.

Als ich meinen Freunden beim Essen erzählte, worum es in dem Buch geht, fanden sie, es höre sich langweilig an. Aber das ist es ganz und gar nicht!

(An dieser Stelle breche ich den Versuch ab, etwas Sinnvolles über „Butcher’s Crossing“ schreiben zu wollen. Am besten lesen Sie es selbst, dann wissen Sie, was ich meine.)

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Jetzt ist ein Porter unser einziger Freund…

Soeben haben wir erfahren, dass Harry Rowohlt gestorben ist.

Ich glaube, man sollte sich ihm zu Ehren (zum ersten Mal in meinem Leben!) mit Vorsatz betrinken. Leider haben wir keinen irischen Whisky im Ferienhaus, und mit Kirschwein und Baileys produziert man wahrscheinlich eine mittelschwere Übelkeit am nächsten Morgen, aber egal…

Die erste Übersetzung des großen Meisters, die ich gelesen habe, so Anfang der 1990er, waren die Kolumnen des Iren Flann O`Brien („Trost und Rat“)*. Auf einer Lesung habe ich mir die schöne Haffmans-Ausgabe des Büchleins signieren lassen, sogar ein Eselsohr hat Harry Rowohlt mir reingeknickt. Und ich habe das Buch verschenkt!! (Matthias K., wenn Du das liest: Ich hätte das Buch eigentlich gern zurück!)

Ach ja, die legendären Rowohlt-Lesungen…

Und das wundervolle „Pu der Bär“-Hörbuch. Seit mehr als zehn Jahren höre ich es, wenn ich einmal nicht einschlafen kann…

Und „Pooh’s Corner“. Ich glaube, daher habe ich das Wort „zackoflex“…

Ich bin sicher, eine Menge Leute werden wundervolle, rührende Nachrufe auf ihn schreiben, daher heißt es für mich jetzt einfach: Zurück zum Kirschwein und so tun, als würde mir die noch immer strahlende schwedische Sonne die Tränen in die Augen treiben.

* Der Titel ist an ein Gedicht von Flann O`Brien angelehnt:

Wenn alles nur schiefgeht, egal, was man macht,
und gar nichts zu klappen mehr scheint,
wenns Leben so schwarz wie die Stunde der Nacht,
IST EIN PORTER DEIN EINZIGER FREUND.

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Kate Di Camillo: Flora und Ulysses

DiCamillo_FloraSchade, dass es die Bücher von Kate DiCamillo nicht schon zu meiner Kinderzeit gegeben hat – ich hätte sie geliebt! Sie sind lustig und manchmal traurig, märchenhaft und abenteuerlich, poetisch, ein wenig schräg und einfach liebenswert.

Ihr neues Buch erzählt von Flora, deren Eltern sich getrennt haben. Das Mädchen lebt zusammen mit seiner Mutter, die kitschige Liebesromane schreibt und nicht besonders viel Zeit für ihre Tochter hat. Als Flora eines Nachmittags in ihren Superhelden-Comics liest, wird sie selbst Teil einer fantastischen Geschichte: Sie rettet einem Eichhörnchen das Leben, das ihre Nachbarn mit dem Staubsauger eingesaugt hatten.

[Zitat:
Sie stand am Fenster und sah, wie das Eichhörnchen von dem Staubsauger verschluckt wurde. Puff! Fwump!
„Heiliger Bimbam!“ sagte Flora.]

Danach besitzt das Eichhörnchen – nach dem Sauger „Ulysses“ benannt – Superkräfte:
Es kann fliegen und… schreiben! Ulysses entdeckt die Magie der Wörter und verfasst Gedichte. Doch Floras Mutter ist gegen ein Eichhörnchen im Haus, sei es noch so dichterisch veranlagt…

Der Verlag gibt das Lesealter mit 8 Jahren an. Bei einem Buch von fast 240 Seiten, dessen Sprache nicht immer einfach ist, sollte es sich dann aber um sehr, sehr lesegeübte Achtjährige handeln 😉

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Sabaa Tahir: Elias & Laia

Tahir_EliasEin fesselndes Jugendbuch für alle, die nicht zart besaitet sind. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht der Protagonisten erzählt: Laia hat fast ihre gesamte Familie durch die „Masken“ verloren. Die grausamen Schergen des „Imperators“ brechen jeden Widerstand in ihrem besetzten Heimatland. Um ihren Bruder Darin zu retten, schließt sich Laia dem Widerstand an und wird auf eine gefährlich Mission geschickt. Sie soll, als Sklavin getarnt, ausgerechnet in der Ausbildungs-Anstalt der „Masken“ spionieren.

Dort ist Elias  im letzten Jahr seiner Ausbildung, er gehört zu den Besten. Doch er hasst die silberne Maske vor seinem Gesicht und will desertieren. Kurz bevor er seinen Plan umsetzen kann, wird er jedoch für eine geheimnisvolle Prüfung ausgewählt…

Schnelles Fantasy-Lesefutter für zwischendurch, aber wirklich unglaublich spannend!
Ich musste mich zwingen, es spätabends beiseite zu legen. Es eignet sich für Jungen und Mädchen gleichermaßen, wobei es einige recht brutale Szenen beinhaltet. Der Verlag empfiehlt es ab 14 Jahren.
(Wobei das Buch mir als Vierzehnjähriger wahrscheinlich Alpträume verursacht hätte. Sicherheitshalber lege ich es eher älteren Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen ans Herz…)

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Manfred Rumpl: Reisende in Sachen Relativität

Rumpl_ReisendeWie kommt eine naturwissenschaftlich unterdurchnittlich begabte Buchhändlerin dazu, ausgerechnet einen Roman über Erwin Schrödinger zu lesen? Weil Manfred Rumpl immerhin den Aspekte-Literaturpreis gewonnen hat und ich endlich einmal genau wissen wollte, was es denn mit „Schroedingers Katze“ auf sich hat.

Um es vorweg zu nehmen: Der Roman taugt kein bisschen dazu, dem Leser (oder vielleicht auch nur mir??) physikalische Erkenntnisse nahe zu bringen. Das Buch konzentriert sich viel mehr auf den Menschen Erwin Schroedinger, seine komplizierten Beziehungen, sein Ringen um die „Theorie von Allem“, seine Unfähigkeit (Naivität? Feigheit?) im Umgang mit den politischen Verhältnissen in Deutschland und Österreich.

Der Roman erzählt das Leben seiner Hauptfigur nicht chronologisch, sondern nach Schauplätzen – unter anderem Berlin, Wien, Princeton, Dublin… Das erfordert mehr Konzentration, als ich manchmal beim abendlichen Lesen noch aufbringen kann. Überhaupt habe ich fast drei Wochen für das Buch gebraucht, dabei hat es nicht einmal 300 Seiten. Es wäre also übertrieben zu sagen, es hätte mich gefesselt. Allerdings fand ich manche Szenen interessant, in denen Einblick in das Weltbild eines Menschen geboten wurde, dessen Arbeit darin besteht, sich über Wellen, Quantenphysik etc. Gedanken zu machen.

Für mich ist das Buch schwer beschreibbar. Ich kann ebenso wenig behaupten „Es war gut/Es war schlecht“ wie man festlegen kann, ob die berühmte Katze tot oder lebendig ist…

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Sergej Lukianenko: Die letzten Wächter

Lukianenko_LetztenIn den letzten Jahrzehnten hat meine Lust auf fantastische Geschichten stark abgenommen – vielleicht ist Fantasy-Literatur doch eher etwas für junge Menschen?
Seit Harry Potter, Edward Cullen und Konsorten war der Buchmarkt einfach übersättigt mit Zauberern, Vampiren und anderen übersinnlichen Wesen, finde ich.
(Auch wenn es lesenswerte Ausnahmen gab wie etwa „Der Historiker“ von E. Kostova, Susanna Clarkes „Jonathan Strange & Mr. Norell“ oder auch „Die Radleys“ von Matt Haig.)

Es gibt aber nach wie vor zwei Autoren, denen ich nicht widerstehen kann: Zum einen Patrick Rothfuss – auch wenn er verdammt noch mal mit seiner „Königsmörder-Chronik“ nicht voran kommt – zum anderen Sergej Lukianenko, der mit der „Wächter“-Reihe eine ganz eigene – eben russische – Fantasy-Welt geschaffen hat.

Im Mittelpunkt der Romane (die übrigens auch Grundlage für die bislang erfolgreichsten russischen Filme waren) steht Anton Gorodezki, ein „Anderer“. Diese „Anderen“ unterteilen sich in „Lichte“ und „Dunkle“, die ein bürokratisch aufwendiges Gleichgewicht halten müssen. Lukianenkos Humor ist schon ziemlich speziell, außerdem lässt er hin und wieder kritische politische Anmerkungen zum Alltag in Russland einfließen.

Die Handlungsstränge der einzelnen Bücher sind viel zu komplex, um hier in aller Kürze dargestellt zu werden. Wer Spaß an vielschichtigen fantastischen Geschichten hat, die über Teenie-Vampir-Romanzen weit hinausgehen, ist hier genau richtig!

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Christian Ankowitsch: Warum Einstein niemals Socken trug

Ankowitsch_EinsteinFalls Sie auch zu den Menschen gehören, die glauben, rational zu handeln und zu entscheiden, wird dieses Buch Sie verblüffen.

Eigentlich ist es ganz logisch: Wir verorten unseren „Verstand“ irgendwo im Gehirn. Dieses Organ schwebt aber nicht im luftleeren Raum, sondern ist fest mit unserem Körper verbunden. Alle Wahrnehmungen, die verarbeitet werden, nimmt unser Körper auf – also ist es gar nicht so abwegig, dass er bei allen „bewussten“ Entscheidungen Einfluss nimmt – auch wenn wir es nicht merken.

Dazu gibt es mittlerweile zahlreiche (mitunter verrückt anmutende) Versuche.
Wie wir Dinge oder Menschen beurteilen, kann zum Beispiel davon abhängen, wie weich der Stuhl ist, auf dem wir sitzen. Bewegung erleichtert das Lernen. Hohe Räume fördern kreatives Denken. Diese und andere erstaunliche Erkenntnisse hat Ankowitsch zusammengetragen und leicht und locker aufbereitet.

Ein informatives und flott zu lesendes Buch für „Hobbypsychologen“.

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Natalia Chernysheva: Die Rückkehr

Dieses Buch habe ich nicht gelesen – es kommt nämlich ohne Worte aus! Dennoch erzählt es eine schöne, bewegende Geschichte: Eine junge Frau reist aus der Stadt aufs Land, um ihre Mutter zu besuchen. Zunächst ist die Figur riesengroß, das Haus und die Mutter sind klein – aber mit der Erinnerung der jungen Frau an ihre Kindheit und an die Geborgenheit im Elternhaus ändern sich die Perspektiven wieder…

Die Bilder sind schlicht und doch liebevoll – ein tolles Geschenk zum Muttertag, finde ich!

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Petra Hartlieb: Meine wunderbare Buchhandlung

Hartlieb.BuchhandlungPetra Hartlieb hat zusammen mit ihrem Mann eine Buchhandlung in Wien gekauft – ganz spontan, wenn man ihrem Buch glauben darf. Vorher lebte die Familie in Hamburg, ihr Mann war Vertriebsleiter bei Rowohlt.

In munterem Plauderton schwärmt Petra Hartlieb von den schönen Seiten des Buchhändlerdaseins, verschweigt aber auch  das Vorhandensein von anstrengenden Kunden, technischen Pannen und schnöseligen Schriftstellern auf Lesereise nicht.

Das ist irgendwie nicht soo spannend, wenn es im eigenen Alltag ähnlich zugeht – abzüglich der Starautoren und Buchmesse-Partys natürlich. Aber wenn man als „Außenstehender“ wissen möchte, wie es in Buchhandlungen zugeht und wie Buchhändlerinnen ticken, bekommt man schon ein recht authentisches Bild vermittelt.

(Den vielen Kleinstadt-Buchhändlern in der Provinz treibt es allerdings garantiert die Tränen in die Augen, wenn Hartlieb beschreibt, dass sie in ihrer 40-Quadratmeter-Buchhandlung im Weihnachtsgeschäft bis zu 700 Kunden täglich (!) zu Besuch hat.)

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Carol O´Connell: Kreidemädchen

Vor fast zwanzig Jahren habe ich die „Mallory“-Krimis ganz gern gelesen. Mallory ist das weibliche Pendant zu den hartgesottenen Polizisten amerikanischer Krimis. Eine furchteinflößende, makellos schöne Blondine, eine hochbegabte Hackerin und mitleidlose Soziopathin. In ihr schlummert aber auch ein unbestechlicher Gerechtigkeitssinn, daher wurde sie – wie ihr Adoptivvater Louis Markowitz – Detective.

Für diesen etwas über 500 Seiten langen Krimi habe ich fast zwei Wochen gebraucht. Naja, um Ostern herum ist meine Lesezeit beschränkt. Aber ich hatte auch nicht das „Ich-muss-unbedingt-weiterlesen“-Gefühl, das sich oft bei Krimis einstellt. Abgesehen von der interessanten Hauptfigur hat das Buch nicht besonders viel zu bieten. Typische Rachemorde, eine etwas verworrene Handlung – ich war nahe dran, einfach das Ende zu lesen und mich dann auf ein neues Buch zu stürzen. Letztendlich habe ich aber doch brav Seite für Seite gelesen und war von der Auflösung nicht besonders überrascht.

Entweder waren die ersten „Mallory“-Krimis besser oder mein Geschmack hat sich geändert. (Schade auch, dass Mallory nicht älter wird. In diesem zehnten Buch ist sie noch immer Mitte zwanzig…) Fazit: Kann man lesen. Man verpasst aber auch nichts, wenn man`s nicht tut.

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