Wenn ich mal kurz fies sein darf: Nina George ist wohl als Kind in den Kessel mit dem Romantiktrank gefallen…
Wie die meisten Menschen habe auch ich funktionierende Kitsch-Rezeptoren, die ab und zu zum Einsatz kommen und für durchnässte Taschentücher sorgen (Ich sage nur: „Die Brücken am Fluss“/ „Die Farbe Lila“). Aber beim „Lavendelzimmer“ war es einfach zuviel des Guten. Soviel „große Gefühle“ sind fast wie ein Zuckerschock. (Hm, vielleicht war es auch ein Zuckerschock. Ich glaube, ich habe unmäßig viel Süßes gegessen in den letzten Tagen…)
Jedenfalls: Die Idee, einen Buchhändler zum Helden eines Romans zu machen, ist schon mal nicht verkehrt. Man bekommt als Leserin große Lust, sich auf das Bücherschiff in Paris zu begeben, in die „Literarische Apotheke“ von Jean Perdu. Wirklich nett soweit!
Monsieur Perdu ist tragischerweise zwanzig Jahre zuvor von seiner großen Liebe verlassen worden, ohne Erklärung seitens der Dame. Dieses Geheimnis wird am Anfang des Romans gelüftet, eine neue Frau taucht auf, Perdu lernt wieder zu lieben, findet einen „Adoptivsohn“, eine geheimnisvolle Autorin, neue Freunde und ein neues Leben im Süden Frankreichs. Versöhnung und Vergebung mit inbegriffen.
Von aufopfernder Mutterliebe bis tiefempfundener Männerfreundschaft ist alles dabei – ein wahrer Gefühls-Overkill. Zu empfehlen für absolute Romantiker oder völlig eiskalte Typen. Nebenwirkungen bei Durchschnittslesern: Erhöhte Insulin-Ausschüttung, Zynismus-Anfälle.
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