Der seltsamste Krimi des Jahres! (Und das meine ich nicht positiv…)
Ich würde von mir behaupten, dass ich keine Abneigung gegen schräge Krimis hege – aber dieser hier war mir zu verschwurbelt. Die ermittelnde Hauptfigur ist eine neunmalkluge Elfjährige, Alice. Sie liest Bücher über Serienmörder und gibt sich als Nachwuchs-Psychologin.
Nichts gegen minderjährige Detektivinnen (siehe Alan Bradleys wunderbare „Flavia de Luce“), aber dieses Kind fand ich einfach nur nervig. Außerdem sieht es tote Philosophen – vor allem Ludwig Wittgenstein, mit dem es gern diskutiert. Ich habe auch nichts gegen verstorbene Begleiter von Ermittlern – bei Inpektor Rutledge (Romane von Charles Todd – unbedingt lesen!) fand ich es geradezu herzzerreissend, dass er immer seinen toten Kameraden gesehen hat.
Hier aber ist die Konstruktion einfach nur seltsam und fragwürdig. Außerdem ist der gesuchte Täter, der auch Alices Mutter umgebracht hat (obwohl alle an einen Unfall glauben), auch noch ein Psychopath, der Morde auf eine bestimmte Weise inszeniert. Damit erspart sich ein Krimi-Autor immer ein glaubwürdiges Motiv, finde ich.
(Im Allgemeinen finde ich Serienmörder unglaubhaft und einfallslos. Meist geht es den Autoren nur darum, bizarre Morde zu erfinden…)
Da der Autor selbst Philosoph ist, hat er sich bei der Geschichte bestimmt viele hochtrabende Gedanken gemacht – aber mich hat das Ergebnis kein bisschen überzeugt.
Nachdem ich den Roman die Eistoten gelesen habe, habe ich gleich ein wenig gegoogelt, ob ich mehr über den Autor erfahre und was andere so denken. Ich konnte das Buch wirklich nicht aus der Hand legen. Vielleicht auch deshalb, weil Alice als besondere Ermittlerin sich auch Fragen stellt, die ich mir selbst öfters stelle. Der Roman ist sehr einfach gehalten und gar nicht kompliziert. Schlimm finde ich Krimis bei denen am Ende alles irgendwie logisch oder psychologisch erklärt wird. Der Mörder wird zwar entdeckt (mehr möchte ich nicht verraten), aber das Motiv kann man sich durchaus vorstellen. Warum nun ein Mensch so oder so handelt, darüber kann man letztendlich doch nur spekulieren, ich auf jeden Fall fand den Roman sehr gut geschrieben. Alice fand ich einfach hinreißend, ein kleiner James Bond und der Roman von Buder ist ungefähr genauso realistisch wie z. B. die Romane von Fred Vargas. Einfach gute Unterhaltung. Im Gegensatz zu Flavia de Luce, der Roman von A. Bradley, ist Buders Roman viel packender. Nach dem 1. Teil mit Flavia de Luce, ging mir Bradleys Figur, die gerne mit dem Chemiebaukasten spielt und gerne experimentiert und an Neunmalklugsein Buders Alice in nichts nachsteht, habe ich bei Bradleys 2. Teil jedoch den Löffel geworfen. Bradleys Flavia de Luce war mir einfach zu langweilig. Aber wer auf besondere Ermittler steht und wie z. B. bei Vargas auf ganz besondere Ermittler und Storys steht (ich erinnere an die Geschichte mit den blauen Kreisen bei Vargas), der ist mit Buders Roman gut bedient.