Ann Tyler ist die Meisterin der unaufgeregten Alltagserzählung. Ihre Figuren sind meist ein wenig schrullig, aber nicht zu schräg – wie auch Micah Mortimer, der „Held“ ihres neuen Romans.
Micah lebt ein sehr ruhiges, komplett durchorganisiertes Leben.
Er arbeitet als Hausmeister in dem Wohnblock, in dem er lebt, und berät als Selbständiger Leute mit Computer-Problemen.
Jeden Tag beginnt er mit einem Dauerlauf und je nach Wochentag folgen dann bestimmte Hausarbeiten. Manchmal kommentiert er in Selbstgesprächen
, was er kocht – und zwar mit französischem Akzent.
Seine Freundin ist eine nette, etwas unscheinbare Lehrerin, mit der er aber nicht zusammenziehen möchte. Das führt zum Bruch der Beziehung.
Und dann taucht auch noch der Sohn einer Jugendfreundin auf, der vermutet, dass Micah sein Vater ist, und quartiert sich bei ihm ein.
Mit feinem Humor erzählt Anne Tyler vom Durcheinander im Leben eines netten Typs, der nichts so sehr schätzt wie Routine. Micah Mortimer ist eine grundsympathische Figur, die manchmal etwas stoffelig erscheint, es aber immer gut meint. Jemand, der sich zwar Gedanken macht, sie aber nicht immer mitteilen muss und sich lieber im Hintergrund hält. (Vielleicht ist diese Figur ein Gegenentwurf zu den Alphamännchen, die einem sowohl in der Literatur wie auch im wahren Leben oft genug auf die Nerven gehen…)
So ist ein geradezu liebenswürdiges Buch entstanden, das nette Unterhaltung bietet, ohne belanglos zu sein.