„Roman meiner fabelhaften Familie“, so der Untertitel des Buches. Und in der Tat ist Braschs Verwandtschaft ungewöhnlich: Die Mutter und der Vater sind als Juden aus Österreich bzw. Deutschland nach England geflohen, wo sie sich kennenlernten.
Nach dem Krieg ging es nach Ostdeutschland, der Vater wollte beim Aufbau des sozialistischen Traums helfen. Er wird Parteifunktionär, die Mutter wird unglücklich. Auch die drei Söhne stehen dem System kritisch gegenüber, einer muss sogar ins Gefängnis, weil er Flugblätter verteilt hat. Einzig Marion, die Tochter, traut sich nicht, dem Vater offen zu widersprechen. Sie erkämpft sich stattdessen kleine Freiheiten im Alltag – wie zum Beispiel eine eigene Wohnung.
Erstaunlich gelassen erzählt Marion Brasch über eine Familie, die früh auseinander driftete, weil ihre älteren Brüder und ihr Vater keinen Frieden miteinder fanden.
Heute ist Marion Brasch das letzte noch lebende Mitglied der einst fünfköpfigen Familie. Ihre Mutter erlag einer Krebserkrankung, als Marion ein Teenager war, einer der Brüder beging 1980 Selbstmord. Der Vater starb im Jahr der Wende, die beiden Brüder Peter und Thomas 2001. Trotz dieser furchtbaren Verluste ist das Buch keine deprimierende Lektüre.