Michael Connelly ist in den USA ein Bestseller-Autor und auch hierzulande haben sich seine „Harry-Bosch“-Romane gut verkauft.
Mit „Late Show“ beginnt er nun eine neue Reihe, in der die Polizistin Renee Ballard im Mittelpunkt steht.
Sie arbeitet in der unbeliebten Nachtschicht im Los Angeles Police Department, seitdem sie es gewagt hat, einen Vorgesetzten wegen sexueller Belästigung anzuzeigen.
Das bedeutet auch, dass sie zwar zu Einsätzen gerufen wird, die eigentliche Ermittlungsarbeit aber den Kollegen der Tagesschicht überlassen muss. Für die ehrgeizige Kommissarin eine untragbare Situation.
Als eine schwer verletzte Prostituierte auf einem Parkplatz gefunden wird und es kurze Zeit später eine Schießerei in einem Club gibt, bei der fünf Menschen sterben, denkt Ballard nicht mehr daran, die Fälle den Kollegen zu überlassen. Nach ihren Nachtschichten beginnt sie zu ermitteln, im Geheimen und ohne Rückendeckung…
Das Buch beginnt etwas behäbig, nimmt dann aber doch Fahrt auf. Der Stil ist nicht immer ansprechend – das mag aber auch an der Übersetzung liegen.
Insgesamt okay
, aber ich werde die Reihe wohl nicht weiterlesen.
PS: Kleine Albernheit am Rande: Als ich auf dem Cover las „RENEE BALLARD
IHR ERSTER FALL“
habe ich für einen Moment gedacht, ein Ruhrgebietler habe das entworfen. Klingt halt so ein bisschen nach „Dem Ernst Kuzorra seine Frau ihr Stadion“…
Ausnahmsweise stimme ich nicht mit dem Urteil überein. „Late Show“ ist nicht „so lala“, sondern sehr lesenswert. Zumindest, wenn man Krimis liebt, die logisch aufgebaut und realitätsnah sind. Mit Protagonisten, die ihre Fälle nicht durch Genie und Geistesblitze lösen, sondern durch zähe Polizeiarbeit. Im Gegensatz zu vielen wirklichkeitsfremden Detektivgeschichten legt Autor Conelly in seinem Roman großen Wert auf die korrekte, detaillierte Darstellung von Ermittlungen. Dabei erfährt der Leser nicht nur viel über Organisation und Bürokratie im Polizeiapparat, sondern auch einiges über die Widrigkeiten dieser Strukturen. Und ganz nebenbei gibt’s noch Einblicke in Zustände hinter den glänzenden Fassaden von Hollywood und Los Angeles, so etwa über das „Leben“ in den wachsenden Slums der Millionenmetropole. Dass Michael Conelly in der zweiten Hälfte des Buches Fahrt aufnimmt und eine spannende Handlung am Ende mit einer überraschenden Lösung verbindet, ist bei einem Krimi-Schreiber seiner Klasse (so leicht wird man nicht mit dem „Diamond Dagger“ ausgezeichnet) fast selbstverständlich.
Eins sehe ich jedoch genauso wie Regina: Auch ich bin alles andere als überzeugt, dass die deutsche Übersetzung dem Original sprachlich gerecht wird. Trotzdem: Bitte auch dem (noch nicht erschienenen) zweiten Band der Serie eine Chance geben! kdk