Tad Williams: Die dunklen Gassen des Himmels

Williams_GassenAm heutigen Internationalen Tag der Muttersprache“ ziemte es sich eigentlich, in Hölderlins Gesamtwerk zu blättern. Oder wenigstens den ollen Thomas-Mann-Schuber mal wieder abzustauben. Statt dessen habe ich die letzten Seiten des neuen Tad-Williams-Romans verschlungen…

Meine Begeisterung für Fantasy-Literatur ist zwar mit zunehmendem Alter merklich abgekühlt, aber für Patrick Rothfuss und eben Tad Williams mache ich schon mal eine Ausnahme. (Und auch für Susanna Clarke, Elisabeth Kostova und Matt Haig, wenn man es genau nimmt.)

Immerhin kann ich im Zusammenhang mit dem Welttag und der Lektüre eine wunderbare regionale Redewendung mit ins Spiel bringen: Ich habe mich beim Lesen „amüsiert wie Bolle“ (nämlich „ganz prächtig“!)

Williams hat eigentlich eine Art „Hard-boiled“-Krimi geschrieben – mit allen klassischen Zutaten, die man von Chandler & Co kennt: Der Ich-Erzähler, Bobby Dollar, ist ein mit allen Wassern gewaschener Typ, der Regeln nicht sonderlich ernst nimmt, ein altes Auto fährt und gemeinsam mit seinem Kumpel Sam schon ziemlich krasse Sachen überlebt hat. Sein eigentliches Zuhause ist seine Stammkneipe. Er wird in eine mörderische Intrige verwickelt, weiß kaum noch, wem er trauen kann. Eine umwerfende und sehr gefährliche Frau wirft ihn aus der Bahn.

Da Tad Williams aber kein Krimi-, sondern ein Fantasy-Autor ist, sind seine Romanfiguren nicht Detektive und Gangster, sondern Engel und Teufel bzw. Dämonen. Die Konstellation erinnert ein wenig an die „Wächter-„Romane von Sergej Lukianenko.

Bobby Dollar ist ein „Anwalt“, der für die Seelen Verstorbener vor Gericht eintritt. Um sie in den Himmel zu bringen oder wenigstens den Aufenthalt im Fegefeuer zu verkürzen. Doch eines Tages verschwindet die Seele eines Menschen kurz vor der „Verhandlung“ einfach – und Bobby gerät in echte Schwierigkeiten, die nicht nur seinen menschlichen Körper in Gefahr bringen…

Spannend und witzig – auch für Atheisten!

 

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