Antonia Byatt: Das Buch der Kinder

Eine wunderbar verwobene Geschichte vierer Familien vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des ersten Weltkriegs.

Die Brüder Humphrey und Basil Wellwood könnten nicht unterschiedlicher sein: Basil ist Banker mit Leib und Seele, Humphrey dagegen sympathisiert mit sozialistischen Ideen und fühlt sich unter Künstlern am wohlsten. Seine Frau Olive stammt aus einfachen Verhältnissen und ist eine erfolgreiche Schriftstellerin.

Ihre jeweiligen Kinder sorgen für Überraschungen: Basils Sohn Charles verbringt heimlich Zeit in Gewerkschaftsclubs, anstatt zu studieren und Tochter Griselda verliebt sich in einen deutschen Puppenspieler.

Die Kinder von Humphrey und Olive haben alle Möglichkeiten, doch bis auf Dorothy, die Ärztin werden will, scheinen sie alle seltsam ziellos – vor allem der älteste Sohn, Tom. Sein Studium bricht er trotz guter Noten ab und flüchtet häufig in die umliegenden Wälder.

Der Künstler Benjamin Fludd und seine Frau Seraphita führen ein Leben außerhalb gesellschaftlicher Normen. Fludd hat kaum eine Beziehung zu seinen Kindern, sein Mündel und Lehrling wird als einziger von ihm anerkannt. Dagegen versucht der Museumsdirektor Prosper Cain, für seine Kinder Vater und Mutter zu sein nach dem frühen Tod seiner Frau.

Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem ein Personenregister so nötig war! Dennoch wird man von der Geschichte unweigerlich in den Bann gezogen. Antonia Byatt („ Besessen“) ist eine wunderbare Erzählerin: Anmutig und elegant füllt sie neunhundert Seiten mit Leben. Dabei liefert sie ein durch und durch stimmiges Gesellschaftsportrait jener Zeit, in der alles möglich schien und doch die meisten Lebensentwürfe am „Großen Krieg“ zerbrachen.

 

 

 

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