Alain de Botton: Religion für Atheisten

Botton_ReligionZwar sieht Alain de Botton nicht so gut aus wie Richard David Precht, hat aber meiner Meinung nach originellere Denkansätze und schreibt auch besser.  (Soviel zum Thema „Wie Frauen Philosophen beurteilen“;-) )

Als Sprössling einer streng antireligiösen Familie wurde de Botton stets angehalten, sich von allem fernzuhalten, was nach Spiritualität oder Übersinnlichem roch. Dennoch hat er sich als junger Mann dem Zauber von Bellinis Madonnen, ehrfurchtgebietenden Kathedralen oder auch manch weiser Einsicht aus heiligen Schriften nicht entziehen können.  Für ihn steht fest: Religionen sprechen Menschen auf eine Weise an, wie es die meisten philosophischen Theorien nicht können.

Das führt zu der Frage: Was können säkuläre Gesellschaften von Religionen lernen, welche Riten sollten sie sich aneignen (natürlich ohne den „übersinnlichen“ Überbau)? Wesentliche Erkenntnisse zu Themen wie Bildung, Lebensführung und Ethik sollten nach De Botton nicht den Religionen überlassen werden. Ein großer Schatz an kulturellen Werken steht der Menschheit zur Verfügung – warum nicht Montaigne oder Tolstoi lesen statt Koran oder Bibel!

Mit diesen und vielen anderen Ideen überrascht (und entzückt) de Botton seine LeserInnen. Manches mutet skurril an – jedoch hätte ich liebend gern zum Beispiel Literaturseminare besucht, in denen im Stil baptistischer Gottesdienste Hölderlin-Gedichten gehuldigt wird…

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